Rietberg. Im April hat die SPD-Fraktion den Antrag gestellt, das Haus Hamschmidt an der Rathausstraße 1 vorläufig unter Denkmalschutz zu stellen. „Man hätte dann ein halbes Jahr Zeit gehabt, um mit Fachleuten die Denkmalwürdigkeit zu prüfen”, macht Fraktionschef Gerd Muhle jetzt noch einmal deutlich. „Unserer Ansicht nach war dieser Antrag auch notwendig, weil der Eigentümer nicht bereit war, sich an die Vorgaben der Gestaltungssatzung zu halten” (dieNWberichtete).
Muhle bedauert, dass die übrigen Fraktionen, „auch durch Stellungnahmen der Verwaltung”, den SPD-Antrag einstimmig abgelehnt haben. „Wenn wir Investoren mit solch kurzfristigen Blockaden Stolpersteine in den Weg werfen, wird sich jeder Bauherr überlegen, ob er in Rietberg noch investieren wird”, meinte etwa Dirk Austermann (CDU). Peter Pepping (FWG) sieht das ebenso: „Dieses Signal wäre nicht gut für die Stadt. Wir haben eine ganze Reihe denkmalwürdiger Gebäude, die irgendwann saniert werden müssen.”
Die Mehrheit votierte stattdessen geschlossen für einen Antrag der CDU-Fraktion, die Verwaltung zu beauftragen, sich von dem Eigentümer die aktuellen Pläne zeigen zu lassen und diese – sofern mit der städtischen Fachbehörde abgestimmt – in einer der nächsten Sitzungen des Bau-, Planungs- und Verkehrsausschusses vorzustellen.
Indes hat der Investor Benjamin Sari Vorentwürfe des Designers Gerd Sporkmann bereits veröffentlicht – offenbar in der Hoffnung, dass alteingesessene Rietberger diesen Plänen zustimmen würden. Muhle: „Ich spreche mit vielen Bürgern und habe noch von niemanden gehört, der sich auch nur ansatzweise einen solchen Klotz im Eingangsbereich unserer historischen Altstadt vorstellen kann.”
„Dreist, den Entwurf jetzt zu veröffentlichen“
Zudem habe die Verwaltung dem Investor bereits zu verstehen gegeben, dass der vorgelegte Entwurf nicht genehmigungsfähig sei.
„Es gehört schon Dreistigkeit dazu, diesen Entwurf gerade jetzt zu veröffentlichen, nachdem der Rat der Stadt die neue Gestaltungssatzung einstimmig verabschiedet hat”, ärgert sich Muhle. Für den Fall, dass der Neubau der Rathausstraße 1 so genehmigt werde, werde die SPD-Fraktion beantragen, „dass die Gestaltungssatzung sofort eingestampft wird.”
Heiß umkämpfter Punkt war bis zuletzt das Erhaltungsgebot. In der letztlich genehmigten Satzung wurde das eigentlich geplante Wörtchen „muss” gegen das abgemilderte „kann” ausgetauscht – nämlich hinsichtlich der Frage, ob die Stadt bei der Beseitigung und der Wiedererrichtung eines Gebäudes verlangen will, dass die Kurvatur (in der Architektur eine beabsichtigte, leichte Wölbung einer an sich geraden Gebäudekante) des Gebäudes, einschließlich Höhe, Tiefe, First und Dachneigung beibehalten werden muss oder kann.
Muhle erinnert daran, dass die Verwaltung in der entscheidenden Sitzung des Bau-, Planungs- und Verkehrsausschusses versichert hat, die Sari-Entwürfe den Fachleuten der Oberen Denkmalbehörde zur Prüfung vorzulegen.
„Von dem mobilen Gestaltungsbeirat des LWL erwarten wir schon eine fachgerechte Beurteilung des Sari-Projektes, und wir können für diesen Fall die Rietberger, die sich um die Baugestalt in der Rathausstraße sorgen, beruhigen. Denn die Fachleute werden die denkmalpflegerischen und städtebaulichen Belange unserer einmaligen historischen Altstadt schon im Sinn haben, und ich sage voraus, dass diese Vorentwürfe nicht realisiert werden”, glaubt Muhle. Er würde sich wünschen, dass auch die anderen Fraktionen sich zu diesem Bauprojekt klar positionieren.