Presseartikel aus „Die Glocke“ vom 17.09.2018
Rietberg (sud) – Andreas Sunder kann weitermachen: Mit dem besten Ergebnis, das jemals ein Amtsinhaber in der Emsstadt seit der Abschaffung der kommunalen Doppelspitze erreicht hat, ist der 45-Jährige am Sonntag erneut zum Rietberger Bürgermeister gewählt worden.
Sunder erhielt 88,34 Prozent aller gültigen Stimmen. Gegenkandidaten gab es keine. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,61 Prozent.
Als eine Dreiviertelstunde nach Schließung der Wahllokale das Endergebnis feststeht, tritt im Ratssaal des Alten Progymnasiums ein sichtlich bewegter Andreas Sunder vor die Bürger, die sich dort versammelt haben. „Ich bin überwältigt“, gesteht der wiedergewählte Rathauschef, der das höchste Amt der Stadt vor sechs Jahren von André Kuper (CDU) übernommen hat. „Mit einem derart deutlichen Ausgang hätte ich nicht gerechnet.“
„Komische Situation“
Sunder blickt zurück auf die letzten Tage vor dem Urnengang, in denen seine innere Anspannung immer größer geworden sei. Zwar habe er den Rückhalt weiter Teile der Bevölkerung gespürt. „Aber ich wusste nicht genau, wie hoch die Zahl derjenigen sein wird, die mir am Wahlabend eventuell einen Denkzettel verpassen wollen“, erklärt Sunder und verrät: „Das war schon eine komische Situation.“
Die für eine Kommunalwahl vergleichsweise geringe Beteiligung der Bürgerschaft zieht sich am Sonntagabend wie ein roter Faden durch zahlreiche Gespräche. Wahlleiter und Beigeordneter Andreas Göke deutet schon vor dem Eintreffen der ersten Ergebnisse aus den Stimmbezirken an, dass die Wahlbeteiligung von 2012 wohl nicht erreicht wird. 59,31 Prozent hatten damals auf den Stimmzetteln ihre Kreuzchen gemacht. „Bis 16 Uhr hatten vor sechs Jahren schon 51,89 Prozent der Bürger den Weg ins Wahllokal gefunden“, erläutert Göke. „Diesmal waren es zum gleichen Zeitpunkt erst 35,81 Prozent.“
Sunder wird später von „immerhin mehr als 40 Prozent“ Wahlbeteiligung beim aktuellen Urnengang sprechen und zugleich betonen: „Zu Jubelsprüngen müssen wir deshalb nicht ansetzen.“ Allerdings gibt er zu bedenken, dass es keinen Gegenkandidaten gab und die Bürgermeisterwahl nicht mit anderen Entscheidungen auf Kommunal-, Landes- oder Bundesebene gekoppelt war. „Das alles hat nicht unbedingt zur Mobilisierung der Wähler beigetragen“, sagt er.
Trotzdem steht für Sunder am Ende fest, dass der 16. September 2018 ein guter Tag für ihn ist, denn: „Mit fast 90 Prozent aller abgegebenen Stimmen hätte ich nicht im Traum gerechnet.“
CDU-Fraktionschef Marco Talarico ist am Sonntagabend einer der ersten Ratspolitiker, der Sunder zur Wiederwahl beglückwünscht. Es gibt Blumen für den bisherigen und künftigen Rathauschef, verbunden mit einem Dank an dessen Familie: „Schließlich macht sie es überhaupt erst möglich, dass Sunder das Amt mit dem damit verbundenen hohen zeitlichen Aufwand ausüben kann“, sagt der an diesem Abend eher still wirkende Talarico. Die geringe Wahlbeteiligung bezeichnet der Vorsitzende der größten Ratsfraktion als „schade“. Für die Zukunft wünscht er sich, dass die „konstruktive Zusammenarbeit“ mit Sunder fortgesetzt werden kann „und der Bürgermeister die Ideen, die die CDU in die politische Beratung einbringt, tatkräftig unterstützt“.
Einen Verantwortlichen für die aus seiner Sicht „deutlich zu niedrige“ Wahlbeteiligung hat SPD-Fraktionschef Gerd Muhle zu diesem Zeitpunkt längst ausgemacht. „Mit ihrem Hickhack in den vergangenen Wochen hat die CDU nicht gerade mehr Bürger an die Wahlurne gelockt“, sagt der Genosse. Christian Schiwiaka, Beinahe-Bürgermeisterkandidat der CDU, habe mit seinem überraschenden Rücktritt kurz vor seiner offiziellen Ernennung der Demokratie ebenfalls keinen Gefallen getan, unterstreicht Muhle. Dennoch dürfe man sich über die fast 90-prozentige Zustimmung für Sunder freuen: „Ein Traumergebnis, das noch vor zehn Jahren niemand einem Nicht-CDU-Kandidaten in Rietberg zugetraut hätte.“
Als „deutliche Bestätigung für seine geleistete Arbeit“ wertet auch FWG-Vorsitzende Dr. Ute Buchheim den historischen Zustimmungswert für Sunder. Das gute Abschneiden ihres Kandidaten gebe FWG, SPD und Grünen Rückenwind für die Ratswahl in zwei Jahren, denn: „Wir haben mit Andreas Sunder aus unseren eigenen Reihen den besten Mann für das höchste Amt in der Stadt gestellt.“ Das beweise, dass die drei Fraktionen personell gut ausgestattet seien.
Mit Kritik in Richtung CDU spart an diesem Abend auch die FWG-Chefin nicht. „Ihr ständiges Hin-und-Her bei der Kandidatenfindung hat dem Bürgerinteresse an der Wahl nicht gutgetan“, resümiert sie und bedauert: „Nicht einmal zu einem gemeinsamen Wahlaufruf aller im Rat vertretenen Parteien konnte sich die CDU aufraffen.“
„Ich hätte mir eine breitere Unterstützung für Andreas Sunder gewünscht“, erklärt FDP-Ratsherr Professor Manfred Niewiarra. Damit meint er nicht das prozentuale Abschneiden des Amtsinhabers, sondern das geringe Bürgerinteresse. „Allein am schönen Spätsommerwetter kann es ja nicht gelegen haben.“