SPD: Notfalls Öffnung erzwingen

Durch üppige Natur und eine malerische Landschaft führt das Flussbett der Ems zwischen Schloßstraße und Birkendamm. Der Weg entlang des Ufers ist in diesem Bereich indes schon seit Ende der 1980er – Jahre für die Bevölkerung gesperrt. Bild: Daub
Ein massives Eisentor hält Bürger auf Höhe der Aussichtskanzel unweit des Gartenschaugeländes Süd davon ab, dem Emsweg weiter zu folgen. Bild: Sudbrock

Presseartikel aus "Die Glocke" vom 15. Oktober 2015

Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Schulte-Nölle

Rietberg (gl). Die Teilsperrung des Emswegs wird die Stadt Rietberg auch weiterhin beschäftigen – zumindest, wenn es nach dem Willen von Gerd Muhle (Bild) geht. „Wir wollen, dass der Weg vollständig für die Bevölkerung geöffnet wird“, macht der SPD-Fraktionsvorsitzende im Gespräch mit der „Glocke“ deutlich.

Zankapfel ist der Teilbereich zwischen Schloßstraße und Birkendamm. Die knapp vier Kilometer lange Wegstrecke entlang der Ems befindet sich im Privatbesitz von Carl-Philipp Lins, Enkelsohn des 2009 verstorbenen Carl-Friedrich Tenge-Rietberg. Schon Letzterer hatte sich zu Lebzeiten gegen die Öffnung des malerisch gelegenen Streckenabschnitts gewehrt. Das Grundstück werde für die Zucht edler Pferde benötigt, hieß es damals. Nach dem Tod Tenge-Rietbergs wurde das Gestüt indes Ende 2010 aufgelöst. Dennoch hält Tenge-Rietbergs Erbe Lins an der Sperrung des Emswegs fest. Auch intensive Gespräche zwischen der Stadt Rietberg und dem heutigen Großgrundbesitzer konnten daran nichts ändern.

Ein Umstand, mit dem sich die SPD-Fraktion nicht zufrieden geben will. „Für uns als SPD ist die Sachlage klar“, sagt Muhle: Mit der Schließung des Gestüts sei auch der ins Feld geführte Grund für die Teilsperrung des Emswegs hinfällig. „Hier nimmt die Stadt Rietberg Rücksicht auf Carl-Philipp Lins – auf Kosten der Allgemeinheit“, unterstreicht der Fraktionschef. Dabei, da ist sich Muhle sicher, könnte die vollständige Öffnung des Wegs eine Win-win-Situation für beide Seiten darstellen. „Rietberg könnte sich mit der durchgehenden Begehbarkeit des Emswegs zwischen der Stadtgrenze von Delbrück bis zur Stadtgrenze von Rheda-Wiedenbrück ein Alleinstellungsmerkmal schaffen – und Herr Lins sein Gelände inklusive Gutshof ins rechte Licht rücken.“

Auch für den – aus Muhles Sicht wahrscheinlichen – Fall, dass es zwischen der Stadt Rietberg und Carl-Philipp Lins nicht zu einer gütlichen Einigung kommt, will die SPD-Fraktion nicht aufgeben. Stattdessen wolle man versuchen, für die Öffnung des Emswegs eine Mehrheit im Rat der Stadt Rietberg zu gewinnen. Er sei zuversichtlich, dass dies gelingen werde, sagt Muhle: „Schließlich sollte jedem Ratsmitglied daran gelegen sein, dieses Stück Natur der Bevölkerung zurückzugeben.“

Mit dem Ratsbeschluss in der Tasche solle dann die Untere Landschaftsbehörde des Kreises Gütersloh dazu veranlasst werden, eine Anordnung zur Freigabe des seit Ende der 1980er-Jahre gesperrten Teilstücks zu erlassen.

Stadt setzt weiterhin auf Gespräche

Rietberg (ssn). Die Untere Landschaftsbehörde, die per Anordnung eine Öffnung des Emswegs erzwingen könnte, sieht aktuell keinen Anlass zu diesem Schritt. „Aus unserer Sicht ist die Begehbarkeit des Gewässers für die Bevölkerung in ausreichendem Maß vorhanden“, sagt Wilhelm Gröver, Leiter der Abteilung Umwelt. Er empfiehlt der Stadt Rietberg, weiterhin das Gespräch mit dem Eigentümer des Grundstücks, Carl-Philipp Lins, zu suchen, „um so vielleicht doch noch eine Einigung zu erzielen“.

Selbstverständlich sei die Stadt Rietberg weiterhin an einer Öffnung des gesperrten Wegstücks interessiert, stellt Beigeordneter Dieter Nowak klar. Indes: „Aktuell gibt es hier keine neue Entwicklung.“ In der Ratssitzung im Dezember 2014 sei Bürgermeister Andreas Sunder beauftragt worden, mit Carl-Philipp Lins darüber zu sprechen, ob dieser zur Aufhebung der Sperrung bereit sei. „Das leider negative Ergebnis wurde in der Ratssitzung im Mai dieses Jahres in öffentlicher Sitzung mitgeteilt“, so Nowak. Man wolle nach wie vor alle Möglichkeiten ausschöpfen, den Emsweg vollständig für die Bevölkerung nutzbar zu machen. „Das kann aber nur in konstruktiven Gesprächen mit Herrn Lins geschehen“, unterstreicht Nowak.