10.000 Menschen gehen in Bielefeld gegen Fremdenfeindlichkeit auf die Straße

Zahlreiche Mitglieder des SPD-Ortsvereins nahmen an dieser Kundgebung teil. Danke für dieses Zeichen gegen Fremdenhaß und Intoleranz.

Presseartikel aus die "Neue Westfälische" vom 20. Januar 2015

Bielefeld/Berlin (juge/dpa). Mehr als 10.000 Menschen sind am Abend zu der Kundgebung für ein buntes und weltoffenes Bielefeld auf dem Jahnplatz in der Innenstadt zusammengekommen. Mit Glockengeläut der vier Innenstadtkirchen, einer Schweigeminute und Lichtern setzten sie ein Zeichen gegen religiöse Gewalt und Rassismus. Auch in Bad Salzuflen gingen 200 Menschen gegen die Pegida-Bewegung auf die Straße.

Der Bielefelder Jahnplatz verwandelte sich nach den Pegida-Auftritten der vergangenen Wochen in Dresden und den religiösen Anschlägen von Paris in ein Lichtermeer. Mit Taschenlampen, Kerzen und Handydisplays setzten die Teilnehmer der friedlichen Kundgebung ein Zeichen für mehr Freiheit und Toleranz.

Aufgerufen zu der Aktion hatte das Bielefelder Bündnis gegen rechts. "Jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hat keinen Platz", so Mitorganisatorin Wiebke Esdar. Bürgermeisterin Karin Schrader, in Vertretung für Oberbürgermeister Pit Clausen anwesend, war "dankbar, dass so viele gekommen waren, um Bielefeld eine Stimme zu geben".

Mit farbig bemalten Transparenten sagten die Teilnehmer Nein zu Rassismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus und Ja zur Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit. Cemil Sahinöz, Vorsitzender des Bündnis Islamischer Gemeinden Bielefeld, sprach von einem "gigantischen Anblick" angesichts der Menschenmenge, die den gesamten Jahnplatz einnahm. "Es gibt keinen theologischen Unterbau für Terror im Islam", machte er deutlich. Presse- und Meinungsfreiheit seien Werte, auf die "wir nicht verzichten können und wollen".

Eindeutig Stellung bezog auch Thomas Seim, Chefredakteur der Neuen Westfälischen: "Wir wollen nicht zulassen, dass islamistische Terroristen mit brutaler und tödlicher Gewalt gegen Journalisten oder wen auch immer unser freies Demonstrationsrecht bedrohen und kassieren." Mit 10.000 Teilnehmern war die Kundgebung die größte in Bielefeld seit 1991, als 15.000 Menschen gegen den Irakkrieg auf die Straße gingen. Gestern protestierten auch in München 10.000 Pegida-Gegner, Tausende waren in Braunschweig, Magdeburg, Osnabrück und Düsseldorf gegen Fremdenfeindlichkeit unterwegs.

Unterdessen will Kanzlerin Angela Merkel eine Beschädigung des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit wegen Terrordrohungen nicht hinnehmen und notfalls auch Hilfe des Bundes mobilisieren. Die CDU-Vorsitzende reagierte damit auf das Verbot aller Demonstrationen in Dresden am Abend – sowohl der islamkritischen Pegida als auch ihrer Gegner. "Falls der Bund hilfreich sein kann, um solche Demonstrationen abzusichern, werden wir – wenn wir gebeten würden (. . .) – natürlich dafür Sorge tragen", sagte Merkel in Berlin. In Frage kommt laut Gewerkschaft GdP die Bundespolizei – besonders bei großen Einsätzen mit hoher Polizeipräsenz, die generalstabsmäßig koordiniert werden müssen.

Wegen einer Terrordrohung von Islamisten gegen die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) hatte die Polizei alle Versammlungen in Dresden verboten. Der Grund: eine Morddrohung gegen Pegida-Gründer Lutz Bachmann. Pegida will in der sächsischen Hauptstadt aber weitermachen. "Das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit wollen wir uns nicht nehmen lassen", erklärte Mitbegründerin Kathrin Oertel.

Auch Pegida-Gegner zeigten sich erschüttert über das Verbot. Egal was von den Pegida-Positionen zu halten sei – "soweit der Protest nicht gegen unsere Gesetze verstößt, ist er durch die Meinungsfreiheit gedeckt", sagte Justizminister Heiko Maas (SPD).

Ein besonderer Blick über die Kundgebung:
Bielefeld ist bunt und weltoffen – Panoramablick