
Presseartikel aus dem sozialdemokratischem Magazin für Kommunalpolitik "Demo" vom Okt. 2014
Interview zur Beleuchtung in Kommunen
Licht ist nicht gleich Licht
Von Barbara Behrends | 13.10.2014
Rietberg an der Ems hat sich aufgemacht, seinen ca. 30 000 Bürgern heimzuleuchten. Bürgermeister Andreas Sunder gibt Auskunft über das Licht, das am Rande des Münsterlandes leuchtet.
DEMO: Rietberg hat als einer von zehn Orten in Deutschland beim Wettbewerb des Umweltministeriums „Kommunen im neuen Licht“ gewonnen, dann 2013 vor Seoul und Zürich den Welt-Licht-Preis bekommen. So ein kleiner Ort, soviel Ehre. Wie kam es dazu?
Sunder: Wir haben als Sieger vom Umweltministerium 1,6 Millionen Fördermitteln bekommen. Damit konnten wir unsere komplette Straßenbeleuchtung im historischen Kern des Ortes durch eine moderne LED-Straßenbeleuchtung ersetzen. Die sehr differenzierten Beleuchtungen haben wir vereinheitlicht, das heißt wir arbeiten mit nur zwei Leuchtkörpern. Gleichzeitig haben wir auch noch Lichtinszenierungen geschaffen, um unsere alten schönen Fachwerkhäuer, Brücken, Wasserläufe und Bäume anzustrahlen. So haben wir Rietberg quasi in ein sehr stimmungsvolles Licht gesetzt. Wir setzen warm-weißes Licht und Bodenstrahler ein, die die Fachwerkfassaden anleuchten. Auch mit Strahlern, die an den Straßenlampen von außen Licht auf Fassaden und Bäume werfen, das Licht auch unter Brücken bringen. So ist in Rietberg immer so etwas wie die Rietberger Nachtlichter zu bestaunen. Beim „Welt-Licht-Preis“, so nenne ich das mal ganz salopp, von dem Verband LUCI sind wir dann im letzten Jahr als Sieger international hervorgegangen. Die Verleihung hat irgendwo in China stattgefunden. Rietberg hat da Städte wie Seoul hinter sich gelassen.
Ich habe mal in einer Ansprache den Vergleich gebraucht: In diesem Licht betrachtet ist Rietberg eine der schönsten Städte der ganzen Welt. Das wollen wir auch touristisch mit vermarkten. Wir arbeiten daran, eine Lichterführung für Touristen anzubieten, die mit einer Stadtführung gekoppelt werden soll.
Wie hat die kleine Stadt die Kosten bewältigt? Hat das Preisgeld ausgereicht?
Diese 1,6 Millionen haben ausgereicht, um das hier in der Stadt zu realisieren. Insgesamt ist das ein relativ kleiner historischer Stadtteil. Wir haben ungefähr 220 Straßenleuchten ausgetauscht und in LED-Lampen umgewandelt. Darüber hinaus wurden mehr als 50 Gebäude, Brücken, Bäume illuminiert.
Hatten Sie noch alte historische Lampen und die sind ausgetauscht worden – oder gab es nur neue Birnen?
Wir hatten vorher die alten historischen Lampen – eigentlich einen Lampenmix in der Stadt. Wir haben dann die Masten stehen lassen und oben die Leuchtstellen ausgetauscht. Weil wir dabei eine höhere Einfallhöhe brauchten, haben wir auch teilweise die Masten ausgetauscht und erhöht. Das ist alles ja DIN-zertifiziert. Der Abstand der LED-Beleuchtung ist hier schon sehr dicht, aber nicht in allen Bereichen unseres Stadtgebiets. Das ist hier alles, ich sag es mal so, sehr auskömmlich beleuchtet.
Hatte das eine Energieeinsparung zur Folge?
Auf jeden Fall. Das war auch der Grund. Wir haben dadurch sogar mehr als 60 Prozent CO2 eingespart im Vergleich zu den herkömmlichen Leuchten, die wir hatten.
Erscheint einem alten Rietberger wie Ihnen der Ort mit der neuen Beleuchtung verändert?
Auf jeden Fall trägt es dazu bei, dass dieser historische Kern noch viel stimmungsvoller erscheint. Das merkt man überall im Stadtgebiet, dass da ein unheimlich schönes Licht ist. Das betont auf der einen Seite die Historie, auf der anderen Seite macht es aber auch diese Mischung mit dem Modernen deutlich. Diese Kombination gefällt mir, zum Beispiel bei der Gestaltung eines Objektes, das vielleicht noch in einer ganz alten Fassade steckt und wo ich innen eine moderne Architektur finde. Diese Mischung findet man hier in der gesamten Stadt. Dazu trägt auch die moderne LED-Beleuchtung bei.
Als gelernter Polizist können Sie sicher auch was zum Sicherheitsaspekt von mehr und vor allem richtiger Beleuchtung sagen.
Das kommt noch dazu. Das ist dieser ganz praktische Aspekt des Lichtes. Da verspüre ich auch eine bessere Ausleuchtung auf den Bereich, der relevant ist, nämlich das Licht quasi auf die Straße zu bringen. Bei der LED-Beleuchtung kann ich das Licht etwas zielgerichteter einsetzen. Da gehört es ja auch hin, um diesen Aspekt der Sicherheit zu gewährleisten. Hier im Innenstadtbereich ist das optimal. Von daher trägt das auf jeden Fall auch zur Sicherheit mit bei. Da, wo Straßenbeleuchtung Sinn macht, wird sie hingeführt, hingelenkt, nämlich auf Straßen, auf Gehwege, an Stellen, wo ich vielleicht einen Kreuzungsbereich habe, wo ich Fußgängerüberwege habe. Das ist alles mit berücksichtigt worden. Wir haben sogar einen LED-Lichtleitstein entwickelt, der für Sehbehinderte eine Orientierungshilfe liefert – im Gehweg gibt es eine Markierung für Sehbehinderte.