Bürger begeistert: Lautstarker Beifall für Sunder bei Kolping-Kandidatenrunde

Rietberg-Mastholte. Andreas Sunder versteht es, Bürger zu begeistern. Das zeigte sich erneut bei der Kandidaten-Diskussion der Kolpingfamilie Mastholte. Rund 150 Bürger zollten dem unabhängigen Bürgermeister-Kandidaten immer wieder lauten Applaus, wenn er die Probleme der Stadt auf den Punkt brachte und kreative Ideen zu ihrer Lösung vorstellte.

„Der Andreas – der kanns“, freute sich nachher ein Mastholter Bürger. Ihn hatte Sunder überzeugt, weil er auf viele Fragen deutlich konkretere Antworten hatte als seine Gegenkandidatin Bärbel Diekhans. Auf viel Zustimmung stieß der Kandidat insbesondere, als er das Bürgermeister-Verständnis der CDU-Kandidatin auf den Prüfstand stellte. Sunder kritisierte, dass die Neuenkirchenerin Themen wie die Wirtschaftsförderung zur „Chefsache“ machen will. Das bedeute nämlich in der Praxis, dass ein Bürgermeister niemals ausfallen dürfe – ein Unding in einer Verwaltung. Seine Schlussfolgerung: „Ein Bürgermeister sollte sich nicht unverzichtbar machen.“

Die Folgen machte Sunder an einem prägnanten Beispiel deutlich: Seit André Kuper sich für die Landtags-Kandidatur entschied, wurden in Rietberg alle Runden Tische in den Ortsteilen abgesagt. Sogar eine für Mai angesetzte Bürgerversammlung zum lange geplanten Bürgerbus wurde ersatzlos gestrichen. Der Kandidat, selbst Ortsvorsteher von Bokel, findet das nicht in Ordnung: „So kann das doch nicht laufen.“

Bewegende Themen für die Zuschauer waren Fragen der Haushalts-Finanzierung („Wo wollen Sie sparen?“), der Schulen („Was wird aus der Hauptschule in Mastholte?“ „Warum müssen Kinder quer durch das Stadtgebiet mit dem Bus fahren?“) und die zunehmende Belastung der Vereine. Damit sind Pläne der Ratsmehrheit gemeint, künftig die Energiekosten für Sportheime und Bürgerhäuser zu 100 Prozent von den Vereinen einzufordern. Diese Pläne lehnt Sunder strikt ab. Er würde lieber beim Stadtrat sparen: Wenn die Stadt Ratsvertreter nach Anwesenheit statt pauschal bezahle, könne sie 20.000 Euro im Jahr sparen – „schon fast genug, um den Vereinen den Aufschlag bei den Energiekosten zu ersparen“, rechnete Sunder vor.

Fragen der Stadtentwicklung lagen der Kolpingfamilie als Veranstalterin am Herzen. Gerhard Gelhäut vom Kolping-Vorstand moderierte den Abend in launig-westfälischer Art und wollte wissen, wie sich die Kandidaten ein Rietberg der Zukunft vorstellen, wenn „sich die Zahl der über 80-Jährigen bis zum Jahr 2030 verdoppelt.“

Andreas Sunder warnt angesichts dieser Entwicklung vor „blindem Aktionismus“ bei der Ausweisung neuer Baugebiete: „Das muss mit Augenmaß passieren. Wir sollten lieber aufpassen, dass in älteren Baugebieten keine Geisterstraßen entstehen, wenn viele Kinder die Häuser ihrer Eltern nicht übernehmen und die dann leer stehen.“ Sunder empfahl dazu das Modell „Jung kauf Alt“ aus dem lippischen Hiddenhausen: Dort schafft die Stadt Anreize, damit sich junge Familien lieber ein älteres Haus kaufen als neu zu bauen.

Zuschauer ärgerten sich bei ihren Fragen an die Kandidaten über die hohen Grundsteuern, die vielen Freistunden, die Mastholter Fahrschüler in Rietberg notgedrungen „verbummeln“ müssen, und über das verstärkte LGS-Sponsoring, dass Vereinen inzwischen die Sponsorengelder abgräbt. Obwohl Sunder die engagierten Mitglieder aller Parteien im Saal bat, statt gezielter Wahlkampf-Fragen lieber den „Normalbürgern“ das Wort zu lassen, meldeten sich mehrfach bekannte CDU-Leute. So wollte Norbert Laumeier aus Mastholte wissen, worin sich die beiden Kandidaten eigentlich unterscheiden. Sunder konterte schlagfertig: „Beim Geschlecht.“ Und natürlich bei der Parteizugehörigkeit: „Ich habe mehrfach bewiesen, dass ich unabhängig abstimme – das hat Bärbel Diekhans noch nie getan.“

Lautstarken Beifall erntete der Bokeler, als er die bisherige Alleinherrschaft der CDU anprangerte und die Wahl eines unabhängigen Bürgermeisters als Chance für ein demokratischeres Rietberg sah: „Dann wird auch die CDU-Ratsmehrheit Vorschläge vor der Abstimmung gründlicher als bisher prüfen. Wenn diese Diskussion das Ergebnis verbessert, dann stelle ich mir genau so gute Politik vor.“